1978 in Halle geboren, lebt in Berlin und Potsdam. Studium der angewandten Sozialwissenschaften. Besuch der Abendakademie der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin. Anerkennungen beim Peter-Christian-Schlüschen-Preis und beim Opus Fotografiepreis.
In seinen Serien zeigt Sven Gatter Menschen in den neuen Bundesländern. Sie teilen die kollektive Krisenerfahrung nach dem politischen Umbruch von 1989, haben die wirtschaftlichen und demografischen Veränderungen in ihren Herkunftsregionen erlebt und mussten Vorstellungen von Identität und Heimat vor diesem Hintergrund neu aushandeln. Seine Protagonisten porträtiert Gatter insbesondere dort, wo sie ihre arbeitsfreie Zeit verbringen. Für „Kohlenschläger“ (seit 2010) reiste er ins thüringische Schlotheim. Die Männer aus diesem Ort treffen sich dort immer am Karfreitag, um der Tradition des Kohlenschlagens nachzugehen, einem Mannschaftssport, bei dem sie eine Holzkugel über die umliegenden Felder schlagen. Viele Weggezogene kommen regelmäßig für dieses Ereignis zurück und vergewissern sich beim gemeinsamen Ritual ihrer Herkunft. In seiner Serie „Goitzsche“ (2010-2015) geht Gatter an seinem eigenen Herkunftsort der Frage nach, wie Heimat konstruiert wird. Der Braunkohletagebau Goitzsche lieferte bis Anfang der 1990er-Jahre die Energieressourcen für das industrielle Bitterfeld. Heute wird die Landschaft als Erholungsort genutzt. Dieser grundlegende Wandel regionaler Identität vollzog sich ähnlich an vielen ehemaligen Industriestandorten in Ostdeutschland. Ausgangspunkt für die Annäherung Gatters an diese Landschaft, die er mit der Kamera im Gepäck immer wieder zu Fuß oder mit dem Fahrrad durchstreift, waren Porträts älterer und jüngerer Menschen bei Anlässen wie dem Goitzsche-Fest. Nach und nach nahm er auch Waldwege, Stillleben wie blühende Büsche und Architekturen wie Bungalows in den Blick, den er selbst als „subjektiv, heimatlich, von Zuneigung und Skepsis zugleich geprägt“ beschreibt.
Bild 1: „Hütte“, Bild 2:„Pfad, Muldewiese“, Bild 3: „Zwei Langstreckenschwimmer“, aus der Serie „Goitzsche“, 2010-2015
Film // Regie: Dörte Grimm * Kamera: Martin Jörg * Schnitt: Nadja Smith * Sounddesign: Frieder Nagel * Produktion: Nadja Smith