1977 in Potsdam geboren, lebt in Potsdam. Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Arbeitsstipendium Bildende Kunst des Landes Brandenburg 2005 und 2012.
In ihrem konzeptuellen Projekt „Wüstungen“ (seit 2010) setzt sich Anne Heinlein mit dem Verschwinden von Dörfern und Siedlungen an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze auseinander. Auf Befehl der DDR-Regierung wurden über 10.000 Menschen aus dem Grenzgebiet vertrieben und zwangsumgesiedelt, um Platz für Grenzanlagen zu schaffen. Ihre Häuser und Höfe wurden dem Erdboden gleichgemacht. Heinlein porträtiert diese Orte in schwarzweißen großformatigen Fotografien. Sie zeigen idyllisch anmutende Waldstücke, Wiesen und Seen. Erst durch den Titel, der die Ortsbezeichnung, die erste urkundliche Erwähnung und das Datum der Wüstung enthält, verweist die Künstlerin auf die historische Bedeutung ihrer Sujets. Das in der bildenden Kunst gängige Motiv der Landschaft wird zur Projektionsfläche von Verlust und zu einem Erinnerungsort, den Heinlein für den Betrachter bewusst im Vagen lässt – vergeblich sucht er nach Spuren, wie zurückgebliebene Baumaterialien oder Wegen. Gemeinsam mit Göran Gnaudschun entwickelt sie das Projekt derzeit weiter. Das Duo recherchiert in kommunalen Archiven zur Geschichte der Wüstungen, sammelt Dokumente, führt Interviews mit Zeitzeugen und schafft neben weiteren Fotografien auch Filmarbeiten. Der Werkzyklus steht exemplarisch für eine investigative, subjektive künstlerische Aufarbeitung von Ereignissen der Vergangenheit und liefert eine Alternative zu üblichen Narrativen. Neben den „Wüstungen“ hat Heinlein in den vergangenen Jahren mehrere Porträtserien über Frauen mit unterschiedlichen Berufen geschaffen, etwa von Benediktinerinnen aus einer Abtei bei Berlin oder Soldatinnen der Bundeswehr.
Bild 1: „Zarrentin-Strangen, 2008, Kreis Hagenow/Mecklenburg-Vorpommern erstmals urkundlich erwähnt 1911, gewüstet 1972“
Bild 2: „Groß Grabenstedt I, 2008, Landkreis Salzwedel/Sachsen-Anhalt erstmals urkundlich erwähnt 1291, gewüstet 1986
aus der Serie „Wüstungen“ (seit 2010)
Film // Regie: Dörte Grimm * Kamera: Martin Jörg * Schnitt: Nadja Smith * Sounddesign: Frieder Nagel * Produktion: Nadja Smith