1977 in Burg bei Magdeburg geboren, lebt in Heinrichsdorf. Studierte Fotografie an der Fachhochschule Bielefeld.
Für seine Serie „Lot“ (2007/2008) wählte Marc Marquardt eine radikale Ästhetik: Der Betrachter starrt in schwarzweiße, von nacktem Beton begrenzte und von Blitzlicht scharf erhellte Boxen. Es sind Räume in einem leerstehenden Plattenbau, in dem der Künstler als Kind selbst lebte. Die Aufnahmen entstanden kurz vor dem Abriss des Gebäudes. Mehrere Tage verbrachte Marquardt damit, Tapeten von den Wänden zu kratzen und Teppiche herauszureißen. So schuf er eine eindringlich karge Atmosphäre und schrieb sich darüber hinaus performativ in die anschließend entstandenen Fotografien ein. Sie vermitteln eine klaustrophobische Enge, die auch als Metapher für die Einengung in einem ummauerten Staat gelesen werden kann. Mit „Lot“ wirft Marquardt einen psychologisierten Blick auf den verlorenen Wohnraum, der auch für mit dem Untergang der DDR evaporierte Identitäten steht. In seiner erstmals ausgestellten Arbeit „Datschen“ (2015) dokumentiert der Künstler im von den Fotografen Bernd und Hilla Becher geprägten sachlichen Stil architektonische Überbleibsel des DDR-Alltags. Zu sehen sind Bungalows, in der DDR Datschen genannt. Sie konstituierten einen wichtigen Teil der Freizeitkultur und stehen heute zum Teil unter Denkmalschutz. Mehrere Millionen davon waren in Siedlungen arrangiert und dienten zusammen mit Gärten als Erholungsort außerhalb der beengten, von Plattenbauten eingefassten Städte. Marquardt setzt sich in dieser Serie mit einem in der zeitgenössischen Fotografie weit verbreiteten Sujet auseinander: der Architektur als Erinnerungsträger und Spur kollabierter Wertevorstellungen und Lebensweisen. Indem er die von ihren Besitzern individuell baulich veränderten Datschen gleichförmig in Szene setzt, kommentiert Darüber hinaus kommentiert Marquart das Spannungsfeld von Uniformität und Individualität, das die sozialistische Gesellschaft prägte.
Bild 1 und 3: aus der Serie „Datschen“, 2014 / Bild 2: aus der Serie „Lot“, 2008
Film // Regie: Dörte Grimm * Kamera, Schnitt: Nadja Smith * Sounddesign: Frieder Nagel * Produktion: Nadja Smith