Ausstellung
Im Oktober 2015 jährte sich die Deutsche Einheit zum 25. Mal – ein Prozess, den Menschen bis heute auf unterschiedliche Weise mitgestalten. Zu diesem Anlass präsentierte Perspektive hoch 3 e.V. in Kooperation mit dem Freundeskreis Willy-Brandt-Haus und der Stadtgalerie Kiel eine Ausstellung mit Positionen von Fotografinnen und Fotografen, die in den 1970er und 1980er Jahren in der DDR geboren wurden. Sie sind Teil einer Generation, um die sich seit dem Jahr 2010 unter Begriffen wie „Dritte Generation Ostdeutschland“ oder „Wendekinder“ eine Diskussion entfachte, welche Auswirkungen das Erwachsenwerden in zwei verschiedenen politischen Systemen auf die Wahrnehmung aktueller gesellschaftlicher Zustände hatte.
Am Beispiel von Foto- und Videoarbeiten der Künstler*innen Sven Gatter, Anne Heinlein, Margret Hoppe, Marc Marquardt, Andreas Mühe, Julian Röder, Ina Schoenenburg, Luise Schröder und Paula Winkler fragte die Ausstellung danach, wie die Umbruchserfahrungen der Fotografinnen und Fotografen im wiedervereinigten Deutschland ihr Leben und ihre künstlerische Praxis prägen. Welche Themen nehmen sie in den Fokus? Wie begreifen sie Herkunft, Identität und Globalisierung? Welche Reflexionsräume eröffnen sie über das Medium Fotografie? Filmische Kurzporträts von Dörte Grimm und Nadja Smith begleiteten die Positionen und stellten Bezüge zu biografischen und gesellschaftspolitischen Ereignissen her.
Das Webangebot www.der-dritte-blick.de archiviert eine Essenz der Ausstellungsinhalte und macht sie in digitaler Form langfristig zugänglich.
Ausstellungsidee: Sven Gatter
Ausstellungskonzept und Fördermittelakquise: Sven Gatter, Nadja Smith
Projektleitung für die Ausstellungsrealisierung: Nadja Smith
Projektmanagement und Öffentlichkeitsarbeit für die Ausstellung: Elisabeth Friedrich
Filmportraits: Dörte Grimm & Nadja Smith
Kuration und Texte für die Ausstellung: Sabine Weier
Grafikdesign: Calin Kruse / FLUUT Grafik-Design (www.fluut.de)
Webseite: Jörg Burggraf
Mitarbeit an der Ausstellungsrealisierung: Michael Hacker, Gisela Kayser, Anne Kern, Marie Landsberg, Anne Langer, Kerstin Lorenz, Henry Lubasch, Stephanie Maiwald, Christian Müller-Lorenz, Ela Papen, Tobias Sachsenweger, Henrik Schober, Mandy Schulze, Christine Wetzel, Daniela Zehe, Maren Ziese
Bildnachweise: Sven Gatter, Anne Heinlein, Margret Hoppe, Marc Marquardt, Andreas Mühe, Julian Röder, Ina Schoenenburg, Luise Schröder, Paula Winkler
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Zwar sei der Postkommunismus aus dem Untergang des Kommunismus und damit aus einem politischen Ereignis hervorgegangen, sagt Kulturkritiker Boris Buden, um ein politisches Phänomen handle es sich dennoch nicht, sondern um ein kulturelles, um einen kulturell konstruierten Ort. [1] Diesen Ort gestalten Künstlerinnen und Künstler der Umbruchsgeneration wesentlich mit. Sie wurden um 1980 herum in der DDR geboren, erlebten als Kinder die letzten Jahre des Kalten Krieges, dann die politische Wende und schließlich den andauernden Transformationsprozess im postkommunistischen Europa. Ihre Jugend war vom Systemwandel und vom Verlust von Gewissheiten geprägt, von Aufbruch und Neuverortung, mitunter von politisierten, konfliktreichen familiären Beziehungen.
Die Ausstellung „Der dritte Blick“ zeigt fotografische Positionen von neun Künstler*innen dieser Generation und gibt Einblick in einige Themen, die sie bewegen, auch weil sie in zwei Systemen aufgewachsen sind. Filmische Porträts von Dörte Grimm und Nadja Smith begleiten die Arbeiten und stellen Bezüge zwischen den Biografien der Künstler*innen und ihren Werken her. Doch auch darauf sei verwiesen: Diese soziologisch-biografische Kontextualisierung bietet nur eine von vielen möglichen Lesarten.
Mit ihrer Generation teilen die Künstler*innen einen neugierigen und kritischen Blick auf das, was vor 1989 war, aber auch auf das, was heute ist. Vergangenes Jahr beschäftigte sich schon das Projekt „The Forgotton Pioneer Movement“ in einer Ausstellung, Performances und öffentlichen Gesprächen mit künstlerischen Positionen dieser Generation. [2] Zum Ausgangspunkt machten die Kuratorinnen Ulrike Gerhardt und Susanne Husse die Figur des Pioniers, ein Sinnbild der gemeinsamen generationellen Erfahrung verschiedener osteuropäischer Kulturen. Sie steht aber auch für eine Nostalgie, die in der Kunst kritisch rezipiert und mit neuen Perspektiven konfrontiert wird.
Wegen seines dokumentarischen Charakters eignet sich das Medium Fotografie besonders für die Auseinandersetzung mit in diesem Kontext relevanten Themen, wie Erinnerung, Identitätskrisen oder soziale Realitäten. Eines der beliebtesten Sujets der aktuellen Kunst ist die Geschichte. Kurator Dieter Roelstraete spricht sogar von einem „historiographic turn“, zu dem der Wunsch nach Aufarbeitung der sozialistischen Vergangenheit Zentral- und Osteuropas und der damit verbundenen Traumata wesentlich beigetragen habe. [3]
Wenn sich Künstler*innen mit Geschichte befassen, arbeiten sie zum Beispiel mit in Archiven gefundenen Bilddokumenten, wie Luise Schröder. Sie interpretieren historische Themen durch Reinszenierungen neu, wie Andreas Mühe, oder durch investigativ-dokumentarische Projekte, wie Anne Heinlein. Und sie setzen sich mit architektonischen Erinnerungsträgern auseinander, wie Margret Hoppe und Marc Marquardt.
Auch die postkommunistische Gegenwart machen Künstler*innen zum Thema ihrer Werke. Mit Identität und demografischem Wandel in ostdeutschen Regionen beschäftigt sich Sven Gatter. Um Fragen der Identität in gesellschaftspolitischen und familiären Umfeldern kreisen auch die Positionen von Paula Winkler und Ina Schoenenburg. Julian Röder untersucht Aspekte von Macht und Ökonomie in einer globalisierten Welt.
Mit ihren Positionen produzieren die Künstler*innen der Umbruchsgeneration neue Formen des gesellschaftlichen und kulturellen Wissens. Sie schaffen Alternativen für eine Erinnerungskultur jenseits von Nationalfeiertagen oder starren Monumenten. So liefern sie wichtige Perspektiven für das kollektive Gedächtnis von morgen, Modi der Aufarbeitung und – ihr vielleicht wichtigster gesellschaftlicher Beitrag – kritische Bilder von Deutschland und Europa.
Sabine Weier
// ENGLISH
While the emergence of post-Communism did indeed follow in the wake of the collapse of Communism and is in that sense the product of a political development, as cultural critic Boris Buden notes, it is a cultural rather than a political phenomenon and as such post-Communism constitutes a culturally constructed space.[1] A generation of artists shaped by this social and political upheaval has played a central role in filling this space. Born in the German Democratic Republic in the years around 1980, they experienced the final years of the Cold War, the collapse of the Communist political system and the initiation of a process of transformation which continues to grip post-Communist Europe. Their formative years were shaped by the upheavals of this systemic transformation, the loss of many certainties and, in some cases, by family relationships that were politicized and ridden by conflict.
The exhibition „The Third Perspective“ showcases photographic positions by nine members of this generation and affords visitors insights into the issues with which they have grappled as artists raised within two different systems. Video portraits of the artists by Dörte Grimm and Nadja Smith accompany the exhibition and highlight the links between the artists‘ biographies and their works. It is worth noting, however, that this socio-biographic contextualization is merely one of many possible approaches to the works assembled in the exhibition.
The artists presented here share with their peers an outlook that is at once inquisitive and critical in its appraisal of both contemporary society and the pre-1989 order. Last year the project „The Forgotten Pioneer Movement“ showcased positions by various artists of this generation in a range of formats, including an exhibition, performances, and public discussions. The project’s curators Ulrike Gerhardt and Susanne Husse took inspiration from the figure of the pioneer – a metaphor for the shared experiences of a generation of different East European cultures.[2] The figure of the pioneer also symbolizes a particular strain of nostalgia and its critical reception and confrontation with various perspectives in contemporary art.
The documentary character of photography makes it an ideal medium for the exploration of a broad range of themes relevant to this context, including cultures of remembrance, identity, and diverse social realities. History has emerged as one of the most popular subjects in contemporary art. Curator Dieter Roelstraete has even spoken of a „historiographic turn“, driven not least of all by the wish to grapple with the Socialist legacy of Central and Eastern Europe and the various traumas linked to this history.[3]
Artists seeking to explore historical events frequently draw on archival images, as seen in the work presented here by Luise Schröder. Andreas Mühe has chosen to interpret history through the lens of re-enactment, while Anne Heinlein presents work from her investigative/documentary practice (Page xy). Margret Hoppe and Marc Marquardt, on the other hand, have explored the architectural structures of remembrance.
The socio-economic dimension of post-Communist reality also figures in the positions featured here. Sven Gatter explores themes of identity and demographic change in the East German provinces. Photographic positions by Ina Schoenenburg and Paula Winkler (Page xy) address issues of identity in broad socio-political and familial contexts, while Julian Röder examines aspects of power and economics in a globalized world.
Shaped by experiences of political and social upheaval, the artists featured in „The Third Perspective“ produce new forms of social and cultural knowledge with their positions. They create alternatives for a culture of remembrance that extends beyond the realms of national holidays and unyielding stone monuments. In doing so, they provide important impulses for the collective memory of tomorrow, for our efforts to come to terms with history, and – perhaps most importantly – new and critical images of Germany and Europe.
Sabine Weier
[1] Boris Buden: In den Schuhen des Kommunismus. Zur Kritik des postkommunistischen Diskurses, S. 357, in Boris Groys u.a. (ed.), Zurück aus der Zukunft, Suhrkamp, Frankfurt 2005
[2] The Forgotten Pioneer Movement – Guidebook, Ausstellungskatalog, District Berlin, Textem Verlag, Hamburg 2014
[3] 3. Dieter Roelstraete: The Way of the Shovel: On the Archeological Imaginary in Art, e-flux Journal #4, 2009, http://www.e-flux.com/journal/the-way-of-the-shovel-on-the-archeological-imaginary-in-art/
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Brutale Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte; Bevölkerungsschwund in ländlichen Regionen; Alterung der Gesellschaft: Nachrichten aus Ostdeutschland rütteln auf. Jubiläumsreden mischen sich kontrastierend dazwischen. Leuchtende Luftballons fliegen über dem ehemaligen Mauerstreifen und über die Dächer unserer Kindheit. Doch uns ist nicht nach feiern zumute.
Wir sind zu Zeiten geboren, als diese Mauer noch stand und der 3. Oktober 2015 ist für uns Anlass, Stellung zu nehmen. Aus Perspektive derjenigen, die zur sogenannten Dritten Generation Ost gehören – ohne für eine ganze Altersgruppe sprechen zu wollen. Vielstimmig, gegen den Einheitsbrei. Unbequem, auch für uns selbst, weil wir mehr Fragen haben als Antworten.
Ein zentrales Anliegen von Perspektive hoch 3 e.V. ist die Auseinandersetzung mit Auswirkungen des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs 1989 auf die eigenen Biografien und auf das heutige Leben in Deutschland und Europa. Unsere Mitglieder kommen aus Ost und West. Das Themenspektrum umfasst soziale, politische und kulturelle Fragen. Es geht uns dabei um die Erfahrungen unterschiedlicher Generationen, um den demographischen Wandel, die Debatten zu Migration und Asyl, (rechts-)extremistische Tendenzen – allesamt deutsch-deutsche und zugleich europäische Fragen.
Diese Fragen fordern zum Dialog und zum Handeln auf. Dazu gehören auch Herausforderungen, die wir in ihrer Komplexität nicht reduzieren wollen, und Dilemmas, die kaum auflösbar erscheinen. Wir bedauern, dass in unseren Heimatstädten nichts los ist, können uns aber selbst nicht vorstellen, zurückzukehren. Flüchtlingen wollen wir helfen, aber auch uns fehlen die klugen Ideen für die Entstehung einer neuen Willkommenskultur. Pegida und die anderen „Wir-sind-nicht-rechts-aber-besorgt“-Bürger*innen machen uns wütend; aber wir wissen nicht, wie man Leute ansprechen kann, die vor ein paar Jahren noch mit uns zusammen auf der Schulbank saßen und jetzt da mitlaufen. Immer wieder prallt die persönliche überzeugung auf die ungeheure Unterschiedlichkeit der Menschen und ihrer Meinungen, denen wir tolerant und doch bestimmt gegenübertreten möchten. Das ist mühsam, unbefriedigend und frustrierend.
Mit unserem Engagement möchten wir Grenzen abbauen. Zugleich werden wir genötigt, darzustellen, wer wir sind und was wir eigentlich wollen. Wie machen wir also auf uns aufmerksam, ohne andere auszublenden? Diese Schwierigkeiten haben wir nicht exklusiv. Auch andere, die ihr Leben öffentlich machen und dabei nicht der (vermeintlichen) Mehrheitsgesellschaft angehören, stehen unter einem besonderen Erklär- oder gar Rechtfertigungsdruck.
Der 3. Oktober ist für dieses Dilemma ein ebenso gutes wie kompliziertes Beispiel. Ein politisch gewollter Nationalfeiertag an einem Datum, mit dem historisch wenig verknüpft ist und der heute genutzt wird, um an die friedliche Revolution und ihre Folgen zu erinnern. An diesem Tag nimmt das ganze Land den Osten in den Blick und feiert sich selbst. Dabei werden viele Geschichten nicht erzählt – insbesondere die von jenen Menschen, deren persönliche Hintergründe nicht zu „Einheit“ und der „Angleichung der Lebensverhältnisse“ passen. An dem Tag, an dem Zusammengehörigkeit gefeiert wird, stellt sich automatisch auch die Frage, wer dazu gehört und wer nicht.
Die Künstler*innen der Ausstellung „Der dritte Blick“ begreifen wir nicht als Exemplare einer „späten DDR-Generation“. Es geht nicht darum, sie zu etikettieren oder in Schubladen zu stecken. Im Gegenteil: Durch das Zeigen der Biografien und Arbeiten soll ein Bild der Vielfalt entstehen. Es werden absichtlich Perspektiven gesucht, die in der einen „großen Erzählung“ nicht vorkommen oder die diese Erzählung kritisch in den Blick nehmen. Das Themenspektrum ist so vielschichtig wie unsere Lebenswirklichkeit.
„Vielfalt“ ist für uns ein Wert, trotz der Gefahr einer gewissen Beliebigkeit, die dem Begriff anhängt. Sie ist auch kein Selbstzweck. Unterschiede zu benennen, kann durchaus positive Effekte haben. Denn wer gut erklärt, kann überzeugen, kann die berühmten Mauern in den Köpfen abbauen und Menschen ermutigen, sich Fragen zu stellen und kritisch in die öffentlichen Debatten einzumischen.
Die Künstler*innen der Ausstellung tun dies auch. Jede und jeder auf eine ganz bestimmte Weise. Die Filmporträts geben uns einen Eindruck davon, was sie bewegt und was sie bewegen wollen. Vielleicht schärft „Der dritte Blick“ die Sinne für persönliche und gesellschaftliche Fragen und inspiriert zu neuen Perspektiven. Es wäre uns ein Vergnügen, mit Ihnen darüber zu streiten! Immerhin geht es um unsere gemeinsame Zukunft.
Michael Hacker, Stephanie Maiwald und Henrik Schober für Perspektive hoch 3 e.V.
// ENGLISH
Brutal attacks on refugee shelters; Demographic decline plagues provinces; The aging society: headlines from East Germany galvanize public opinion and stand in stark contrast with the official speeches commemorating the anniversary. Luminescent balloons rise into the air above the former site of the Berlin Wall, floating above the rooftops of our childhoods. We do not feel inclined to celebrate.
We were born in a time when this wall still stood and we wish to be heard on 3 October, 2015. We speak as members of the so-called Dritte Generation Ost (Third Generation East) but do not claim to express the views of an entire cohort. We speak in many voices and counter mainstream discourse. Our opinions are uncomfortable. For others, for ourselves. We have more questions than answers.
Exploring the impact that the political and social upheavals of 1989 have had on both our own biographies and across contemporary Germany and Europe is a central concern of Perspektive hoch 3 (e.V.). Our members are drawn from East and West Germany. The range of issues with which we engage encompasses social, political and cultural matters. The scope of our focus includes the experiences of different generations, the effects of demographic change, public debate on migration and asylum policy, and (right-wing) extremism – issues that are at once matters of German-German and European relations.
These issues call for both debate and action. Among them are challenges whose complexity we cannot deny and dilemmas that appear almost impossible to resolve. The desolation of our home towns is a regrettable development, but we cannot see ourselves returning. We would like to help the refugees now arriving in our country. But we don’t have any quick fixes for fostering a culture of welcome. We are infuriated by PEGIDA and the many „concerned citizens“ claiming not to be right-wingers but we don’t know how to reach out to people that just a few years ago attended school alongside us and now join the marches and rallies. Our personal convictions bring us into contact with a diverse multitude of perspectives and people with whom we wish to engage in a manner that is at once tolerant and nonetheless firm. It is exhausting, dissatisfying and frustrating.
We hope to break down borders through our work. Yet we are constantly compelled to explain ourselves – who we are and what exactly it is that we want. How can we attract attention to our cause without casting a shadow upon others? We are not alone in facing this dilemma. Those who choose to live their lives in the public eye and who are not readily identifiable as members of (what is commonly assumed to be) mainstream society are often called upon to explain or justify their actions.
October 3rd offers an example of this dilemma that is both succinct and complex. As a matter of policy this national holiday falls on a date notable for its lack of historical relevance and which has been dedicated to the commemoration of the Peaceful Revolution and its fruits. On October 3rd the entire nation turns its gaze toward the East and celebrates – itself. Yet so many tales remain untold – in particular those belonging to people whose biographies fail to reflect the themes of „unity“ and the „convergence of living standards“. On a day on which we celebrate our common bonds, the question arises as to who shares in these bonds and who does not.
The artists featured in the exhibition „The Third Perspective“ were not chosen as representatives of some „late-GDR generation“. We have no interest in labeling or pigeon-holing them. On the contrary, by exploring their biographies alongside their works we hope to render visible their diversity. We have deliberately sought out perspectives that do not figure within the „grand narrative“ or which cast a critical eye upon it. The range of subjects treated here is as multifaceted as our lived realities.
Despite the vagueness that attaches to the term, we see in „diversity“ a value. It is not an end in itself. The naming of differences can result in positive outcomes – those capable of offering sound explanations have the power to convince, to break down the walls in our heads and to inspire others to ask questions and to actively intervene in public debate.
Each of the artists featured in this exhibition possesses this gift. The film portraits accompanying their works offer insights into their motivations and aspirations. We hope that „The Third Perspective“ will heighten visitors’ sensitivity toward personal and social issues and inspire them to explore new perspectives. Nothing would please us more than to explore them with you. It is our common future that is at stake after all.
Michael Hacker, Stephanie Maiwald and Henrik Schober for Perspektive hoch 3 e.V.
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Perspektive3 ist ein unabhängiger, überparteilicher und selbstorganisierter Verein, der im Sommer 2013 von zwölf um 1980 herum geborenen Menschen aus Ost und West gegründet wurde. Unser zentrales Anliegen ist, die Erfahrungen und Sichtweisen der so genannten Dritten Generation Ostdeutschland in die gesellschaftlichen Debatten einzubringen.
Ausgehend von dem Eindruck, dass die Diskurse um Ost- und Westdeutschland festgefahren sind, hatten wir das Bedürfnis, die jüngere Geschichte sowie die Gegenwart Ostdeutschlands differenzierter in den Blick zu nehmen. Besonders wichtig war uns, einen Verständigungsprozess in unseren Familien und mit Gleichaltrigen zu initiieren. Wir wollten herausfinden, was unsere Elterngeneration und wir selbst über die DDR denken, und welche Empfindungen mit den aus der Friedlichen Revolution von 1989 resultierenden Entwicklungen verbunden sind.
Wir sind überzeugt, dass unser Erkenntnisinteresse auch über diesen Selbstverständigungsprozess hinaus von Bedeutung ist. Unsere wissenschaftlichen und kulturellen Veranstaltungsformate zielen daher darauf, die eigenen Fragen, Erfahrungen und Positionen mit den Perspektiven möglichst vieler Menschen und Akteursgruppen zu konfrontieren. Damit möchten wir einen aktiven Beitrag leisten, die Diversität der in Deutschland und Europa lebenden Menschen sichtbar zu machen und zu verstehen. So tragen wir letztlich zu einem vielstimmigen Austausch über deutsche und europäische Gegenwart und Zukunft bei.
// ENGLISH
Perspektive3 is an independent, non-partisan and self-organized initiative founded in the summer of 2013 by twelve individuals born in East and West Germany in the years around 1980. The initiative seeks to communicate the experiences and perspectives of the so-called Third Generation in contemporary social debates.
The initiative was founded in response to the growing deadlock in discourses relating to East and West Germany, and seeks to promote more nuanced debate on the recent history and contemporary reality of East Germany. Initiating a process of understanding with both our peers and within our families was of particular importance to the initiative’s founders. We wanted to explore the thinking of our parent’s generation and our own in relation to the GDR and to discover how developments resulting from the Peaceful Revolution of 1989 have shaped our sensibilities.
We believe that the insights gained through this process of self-reflection are of broad social interest. To this end Perspektive hoch 3 e.V. stages various cultural and academic events with the intention of presenting our questions, experiences and positions to the broadest possible audience of people and protagonists. Through these activities we hope to promote a greater awareness and understanding of the diverse experiences of people living in Germany and Europe. In doing so, we hope to contribute to a vibrant debate on the contemporary reality and future of Germany and Europe.
Künstler*innen
Gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Wir danken für die Unterstützung:
Potsdamer Gedenkstätte Lindenstraße, Deutsch-Russischer Austausch e.V.
Medienpartner: Der Freitag I Photography in Berlin