1981 in Greiz geboren, lebt in Leipzig. Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Dokumentarfotografie Förderpreis der Wüstenrot Stiftung 2008, Marion-Ermer-Preis 2009, Kunstpreis der Sachsenbank 2014.
Für ihre Serie „Die verschwundenen Bilder“ (2005-2010) folgte Margret Hoppe den Spuren ausrangierter, von ostdeutschen Künstler*innen geschaffener Auftragskunst, die einst an Fassaden und prominenten Plätzen in öffentlichen Räumen die sozialistische Gesellschaftsidee mitkonstruierten. Hoppe fotografierte die verbliebenen Leerstellen sowie abgehängte Werke in Depots und Archiven sachlich-dokumentarisch und untertitelte sie mit präzisen Angaben, etwa „Werner Tübke, Arbeiterklasse und Intelligenz, 1973, Mischtechnik auf Holz, 12 Tafeln, 270 x 1380 cm, Karl-Marx-Universität Leipzig, 2006“. So verweist sie auf bewusst geschaffene Lücken im kollektiven Gedächtnis. Eine dieser Fotografien zeigt eine strahlend weiße, leere Wand im Dresdner Hygiene-Museum, auf die der Künstler Gerhard Richter 1956 seine Diplomarbeit „Lebensfreude“ gemalt hatte. Nach seiner Flucht aus der DDR wurde das Bild überstrichen, nach der Wende teils frei gelegt und anschließend auf Wunsch des Künstlers wieder übertüncht. Das Verschwinden der Staatskunst wird zur Metapher für den Zusammenbruch einer Gesellschaft samt ihrer ideologischen Grundfesten. Ähnlich werden in der zeitgenössischen Fotografie architektonische Überbleibsel belegt. Letzteren widmete Hoppe den Werkzyklus „Archiv verlassener Bauten“, für den sie Gebäude porträtierte, die mit dem Zusammenbruch der DDR ihre Funktion verloren haben. In der Ausstellung ist daraus ihre Serie „Die Kammer“ (2009) zu sehen. Hoppe fotografierte im Leistungssportzentrum Kienbaum, einem wichtigen Ort der DDR-Sportgeschichte, die durch Doping-Vorfälle und andere Skandale belastet ist. 1980 wurde dort eine Luftunterdruckkammer in Betrieb genommen. Bis zur Wende wurden darin Höhentrainingsbedingungen für Leichtathleten, Rad- oder Wassersportler simuliert. Durch die besonderen Bedingungen im Inneren der Kammer blieb das Interieur konserviert, nur das Design der Einrichtung und Trainingsgeräte lässt darauf schließen, dass es sich um einen historischen Ort handelt. Hoppe präsentiert die Bilder zusammen mit gefundenen Pressebildern von DDR-Sportler*innen.
Bild 1: „Werner Tübke: Arbeiterklasse und Intelligenz, Karl-Marx-Universität Leipzig, 1973, Mischtechnik auf Holz, 12 Tafeln, 270 x 1380 cm“
Bild 2: „Gerhard Richter, Lebensfreude (1956), Wandbild 500 x 1500 cm, Deutsches Hygiene-Museum, Dresden“
aus der Serie „Die verschwundenen Bilder“, 2005-10
Film // Regie: Nadja Smith * Kamera: Martin Jörg * Schnitt: Nadja Smith * Sounddesign: Frieder Nagel * Produktion: Nadja Smith